San Francisco

Tag 44 – 17.08.2016
Wir brechen von unserem Campingplatz in Napa Valley auf. Es geht nach San Francisco. Allerdings haben wir noch keine Unterkunft für die Nacht. Unsere Anfrage an ein Air B&B ist am Abend vorher geplatzt. Nadine hat die Idee am Aussichtspunkt der Golden Gate Bridge im Auto zu schlafen. Laut einem anderen User unserer Camping-App kann man dort bis zu 8 Stunden parken. Irgendwas in mir sträubt sich aber noch gegen diese Idee. Ausserdem kommt man von dort wirklich schlecht in die Stadt. Also checken wir erstmal, ob es möglich ist, notfalls im Auto zu übernachten. Mit viel schieben und räumen schaffen wir es die Luftmatratze als Bett im Auto auszubreiten. Sieht ganz gemütlich aus.

Wir fahren nach Richmond, welches eine der B.A.R.T. Endstationen ist. Der Bay Area Rapid Transit soll uns in knapp 40 Minuten von Richmond nach San Francisco Innenstadt bringen. Wir erhoffen uns, so die Gebühren und den Verkehr für die Fahrt in die Stadt zu sparen. Wir parken in einem Parkhaus neben der Station. Kurz kommt die Idee auf ob wir hier direkt später im Auto schlafen können. Allerdings ist die Gegend etwas von der rauen Sorte, und da hab hier ich wenig Lust zu pennen.
Für 40 Minuten tauchen wir in die Welt der Pendler nach S.F. ein. Hier fahren alle, die sich keine Unterkunft in der Stadt leisten können, inklusive uns selber. Wir steigen bei Embarcadero aus. Von hier sollten wir recht gut an den Pier’s entlang zum Fisherman’s Wharf spazieren können.

Im Ferry Terminal schauen wir uns erstmal nach etwas zu Essen um, und finden einen richtig guten Burgerladen. Dies soll der beste Burger in Amerika werden. Lecker frische Zutaten und schön fettig. Bei perfektem Wetter und erstem Blick auf die Bucht und die Stadt wird das Ding also weggefuttert.
Gestärkt gehts weiter Richtung Pier 39 bzw. Fisherman’s Wharf. Wir kommen dabei auch am Anmeldesteg und Abfahrtsort der Alcatraz Touren vorbei. Ein freundliches Schild macht uns darauf aufmerksam, daß es vor Ende August keine verfügbaren Karten mehr gibt. Leider bestätigt das, was wir schon wussten. Karten für Alcatraz sind nichts für Spontanreisende. Der Trick sich mit irgendeiner Straftat das Gelände ganz besonders intensiv anzusehen, geht ja seit ein paar Jahren nicht mehr. Alcatraz ist mittlerweile ein Nationalpark.

Wir erreichen den Fisherman’s Wharf, den ich nicht ganz so als bunten Rummelplatz in Erinnerung habe. Ganze Ladenpassagen erinnern hier mehr an Disneyland.
Nicht fehlen darf hier der Besuch bei den Seelöwen, die sich am Pier tummeln. Zu mancher Jahreszeit sind es wohl mehrere Tausende, die sich auf den Planktons räkeln, zanken und um das beste Plätzchen kämpfen. Aktuell sind es wohl ein paar hundert. Wie so oft glaubt man unter den zahlreichen Zuschauern auch ein paar Exemplare auf Landurlaub zu entdecken, die sich aber geschickt in Leggins und Univerisäts-Sweater gepresst haben.

Wir entscheiden uns nach etwas Beratung gegen eine Bootsfahrt, die leider nicht ganz unseren Vorstellungen von Preis-Leistung entsprechen.

Es geht weiter den ganzen Pier entlang an zahlreichen Krebs-Restaurant vorbei, die hier sehr populär sind.
Wir erreichen ein weiteres San Francisco Highlight, die Cable Car Endstation. Hier werden die Cars auf einer Drehscheibe von 3-4 Mann für die Rückfahrt gewendet. Leider ist auch hier die Schlange endlos lang und die einzelne Fahrt kostet stolze $7. Gucken muss auch hier reichen.

Den steilen Anstieg den Russian Hill hinauf und in Richtung Lombard Street machen wir also per Pedes. Die Lombard Street gilt als kurvenreichste Straße der Welt. Mit 27 Prozent Gefälle ist sie eine der steilsten Straßen San Francisco’s. Ein Geheimtipp ist sie deshalb auch nicht mehr. Hier tummeln sich jede Menge Touristen. Alle bestaunen wie sich Autos Stossstange an Stossstange die engen Kurven runterschlängeln. Die Straße ist zudem hübsch mit Blumen verziert. Ein paar Autofahrer tun noch so als ob sie es eilig hätten, aber wer hier lang fährt muss ein Tourist sein. Also keine Gnade, der muß warten bis alle ihr Föteli gemacht haben.
An nett anzusehenden Häuser, die beindruckend in die steilen Hänge gebaut sind laufen wir wieder runter Richtung Innenstadt. In einem kleinen Café machen wir kurz halt für Kaffee und Kuchen. Hier verlier ich dann auch komplett die Nerven: ich suche und buche ein Motel für die Nacht. Es wird ein Motel6, eine Budgetkette,  zwischen Napa und Richmond. Nach der Buchung freuen wir uns dann auch beide über die Aussicht auf ein Zimmer mit richtigem Bett.

Wir laufen weiter durch Little Italy. Gemütlich, lecker und lebhaft wirkt das Viertel, italienisch halt. Wir nehmen den letzten direkten Zug nach Richmond zurück. Im Dunkeln bin ich hier noch glücklicher über unser Hotelbuchung.
Das Motel6 ist dann genau so wie man es erwartet. Der Charme eines Ibis Hotels kombiniert mit dem Parkplatz direkt vor bzw. unter dem Zimmer. Gute Nacht.

Tag 45 – 18.08.2016
Heute geht’s nochmal nach SF rein. Wir wollen uns ein Rad leihen und die Sehenswürdigkeiten damit abklappern. Wir frühstücken fettige, reudige Donuts am Bahnhof von Richmond. Hier überkommt uns abermals die Erkenntnis, dass es teils doch ganz schön runtergekommen in den USA aussieht.
Wir leihen uns beim Ferry Terminal zwei Räder, inklusive Helm und Schloss. Die Räder sind in einem ganz ordentlichen Zustand, müssen sie ja auch sein, denn es geht ja ein wenig auf und ab hier. Wir wollen zwei Touren miteinander kombinieren, so daß wir uns ein bisschen was vorgenommen haben.
Es geht zunächst durch die Haupteinkaufsstraße, der Market Street. Freundlicherweise ist hier auch ein Radweg gebaut worden. Wir kommen am Rathaus vorbei und fahren etwas ZickZack Richtung Haight Ashbury. Hier darf natürlich ein Besuch bei den „Painted Ladies“ nicht fehlen. Nein, kein Schweinskram, sondern die berühmte bunte Zeile viktorianischer Häuser. Zu diesen geht’s aber erstmal ordentlich steil nach oben. Komplett aus der Puste kommen wir dort an. Der Park, von dem man aus die Häuser und die Stadt gemütlich betrachten kann, ist leider gerade wegen Sanierung geschlossen Keine Frage, die 5 oder 6 Häuser sind definitiv sehr nett anzusehen. Allerdings entzieht sich mir, wie bei meinen vergangenen Besuchen, das Spektakuläre an dieser Sight. Warum hier am Tag Hunderte von Touristen vor den Häusern posieren, als ob sie diese gerade gekauft hätten mag verstehen wer möchte. Mein persönlicher Eindruck ist sowieso ,dass hier nicht mehr wirklich jemand wohnt. Dafür müsste man schon entweder ignorant oder Exibitionist sein.
Wir fahren nach Haight Ashbury. Früher war das hier das Eldorado der Hippies und Aussteiger. Eine bunte Straße mit ausgeflippten Läden und schrägen Typen. Manches ist davon auch noch geblieben, allerdings wird dieser Ort auch langsam von der Gegenwart eingeholt. Ein paar coole Läden gibt’s hier aber immer noch. So zum Beispiel ein Bekleidungsladen, der Originalklamotten bis zurück in die 1920er führt. Für Leute mit extravaganten Kleidungsstil also genau das Richtige. Den Kontrast meine ich in der Präsenz eines „Whole Foods“ Ladens am Anfang der Straße zu erkennen. Mit Sicherheit zählen die „Whole Foods“ Läden zu den schicksten und leckersten Lebensmittelläden, die ich bis jetzt gesehen habe, aber auch zu den Teuersten. Der Laden ist nun alles andere als hippie oder alternativ. Aber lecker, weshalb wir hier erstmal etwas zu Mittag essen.
Irgendwo hier soll es ne nette Brücke geben, also fahren wir da mal hin. Durch den Park und durch am Presidio vorbei, einem alten Militärstützpunkt direkt an der Bay gelegen. Zum Fahrradfahren ein traumhafter Weg, durch den Park mit mehreren Aussichtspunkten auf SF, Alcatraz und die Golden Gate Bridge. Und diese ist natürlich unser nächstes Ziel.
Wie üblich liegt sie etwas im Nebel, aber nur so, daß die Spitzen nicht mehr zu erkennen sind. Überqueren kann man die Brücke auf der rechten Seite zu Fuß oder wie wir auf der Linken mit dem Fahrrad. Fantastisch! Die Brücke ist aus dieser Perspektive einfach wunderschön und extrem beeindruckend. Ganz kurz klart es sogar auf, so daß über uns der baue Himmel zu sehen ist. Sehr schön. Nur täglich mit dem Auto wollte ich hier nicht pendeln. Ich bin mir sicher, der normale SFler sieht die Brücke nur noch als lästiges Hindernis. Ist doch herrlich Tourist zu sein.
Auf der anderen Seite erreichen wir auch den Aussichtspunkt mit Parkplatz, auf dem wir zuerst  übernachten wollten. Nochmals bestätigt sich die Entscheidung für ein Hotel.
Wir fahren nach Sausalito runter um die Fähre zurück zu nehmen. Eine gemütliche Fahrt bergab mit Aussicht. Sausalito selber ist ein hübsches Städtchen.
Die Schlange zur Fähre macht uns dann aber mal wieder Sorgen. Der Bedenkenman hebt kurz mal ab. Es gehen abwechselnd Fähren zum Ferry Terminal, wo wir hin müssen, und zum Fisherman’s Wharf. Nach vier Fähren , die die zahlreichen Radfahrer transportieren, sind wir auch an der Reihe. Das Problem ist nur, dass die Fähre um fünf nach sieben am Terminal ankommt, der Radverleih, aber um sieben schließt. Um die Räder abzugeben müssten wir zu einer anderen Station und zusätzlich $20 zahlen. Wegen fünf Minuten…
Aber zunächst haben wir dann doch noch unsere Fährfahrt durch die Bucht, mit Blick auf die GGB und Alcatraz. Freundlicherweise wird die Fähre hier sogar langsamer. Am Terminal stehen wir als erste in den Startlöchern. Kaum hat die Fähre angelegt stürmen wir Richtung Radverleih. Gaaanz entspannt hat der Typ noch auf uns bzw. die Fähre gewartet. Problemlos geben wir die Räder zurück. Der Bedenkenman kann also wieder landen.
Runtastic meldet uns 36km zurückgelegte Strecke auf unserer Radtour. Ok, inklusive Fährfahrt, aber hungrig sind wir trotzdem. Zum Abendessen gehen wir nach China Town. Lustig und bunt ist es hier. Wir entdecken ein kleines Restaurant in dem nur Chinesen sitzen. Scheinbar unbeirrt der vielen Touristen-Restaurants. Es stellt sich aber heraus, dass das „New Lung Ting Cafe“ nun doch nicht komplett unvorbereitet auf Touristen ist. Gute Bewertungen bei TripAdvisor stellt sich später heraus. Wir genießen ein leckeres und preisgünstiges Abendessen in origineller Atmosphäre.
Ein perfekter Tag, der leider nicht ganz den perfekten Abschluss für uns bereit hält. Auf dem Weg zurück durch Chinatown wird Nadine von einem Penner wegen einer Zigarette angeschnorrt. Sie kann ihm nur ihre letzte halb Angerauchte anbieten. Er glaubt ihr nicht und sieht das Ganze als Beleidigung gegen sich an. Unsere Beschwichtigungen versteht er dann noch als Herablassung. Hier können wir anscheinend nicht gewinnen. Wir versuchen uns freundlich zu verabschieden, jedoch ist der gute Mann extrem anhänglich. Trotz meiner Anwesenheit konzentriert er sich komplett auf Nadine, beschimpft und beleidigt sie Die Situation fängt an brenzlig zu werden. Der Straßenabschnitt hier ist zudem nicht der Hellste oder Belebteste. Das ganz eskaliert soweit, daß Nadine in einen Laden flüchtet. Den Versuch des Typen ihr nachzulaufen kann ich etwas verzögern, was aber zur unangenehmen Konsequenz hat, dass er nun auch mich erstmals wirklich bemerkt. Als er seine Hand in die Jacke steckt, als ob er ein Messer zücken wollte, wird auch mir mulmig. Ich ziehe mich auch schnellstmöglich in den Laden zurück. Nach einer langen Schimpf- und Hasstirade macht sich der Penner dann endlich von dannen. Der Schreck hierüber wird uns noch ein paar Tage in den Knochen stecken.
Trotzdem zwei schöne Tage in San Francisco und auf jeden Fall ein Highlight auf unserer Reise.
Nächstes Mal machen wir uns dann auch Blumen ins Haar.

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