Machu Picchu

27.09.2016 – 29.09.2016 (Tag 85 – 87)
Der Weg ist das Ziel. Das trifft sicher unter anderem auch für Machu Picchu zu. Denn es gibt unterschiedliche Wege, um dort hinzugelangen. Für Reisende wie uns, und die meisten unserer Weggefährten ist das immer eine Abwägung zwischen Zeit und Kosten.
Der berühmteste Weg ist natürlich der Inka-Trail. Ein 4-Tage-Trek auf den original Spuren der Inka. Dieser Trail hat aktuell jedoch leider zwei Probleme. Er ist mit gut $500 Dollar pro Nase ausserhalb unseres Budgets und man muss ihn ca. 6 Monate im voraus buchen, da die Anzahl derjenigen, die den Pfad laufen dürfen seit einigen Jahren begrenz ist. So wie die tägliche Anzahl der Besucher in Machu Picchu selbst auch.
Unsere sportliche Alternative wäre der Salkantay-Trek gewesen. Ein 5-Tages -Trip mit einer recht harten Wanderung, Übernachtung in den Bergen und am Schluß der Wanderung an den Schienen bis Aguas Calientes, oder auch Machu Picchu Pueblo genannt. Die Wettervorhersage, unser Fitnesslevel und die Gesellschaft unserer Reisegruppe hat uns aber davon abgehalten. Hey, irgendeine Ausrede findet sich immer.
Und die gemütliche Tour, wäre einfach der Zug von Cusco nach Aguas Caliente gewesen. Auf diese teuerste Art kann man den M.P. auch in einem Tag abhaken.
Schlussendlich entscheiden wir uns für den berühmten Mittelweg. Da wir nun mal schon in Ollantaytambo sind, bietet es sich an von hier aus zum M.P. zu reisen. Für den Hinweg entscheiden wir uns für die Ochsentour. Dabei geht es mit dem Bus oder Taxi zunächst nach Santa Maria. Von dort geht es weiter nach Santa Theresa und nach Hydroelectrica, wohl irgendeine Energiestation. Von Hydroelectrica läuft man dann 3 Stunden an den Schienen entlang nach Aguas Caliente. Klingt doch einfach.
Wir schnappen uns zu sechst ein großes Taxi nach Santa Maria. Die Kollegen unseres Fahrers übernehmen uns dann dort. Warum er nicht die Strecke durchfährt werden wir später wissen. Während der Zug die 28km durch die Berge fährt, fahren wir drüber. Begleitet von einer CD, die wohl eine peruanische Kuschelrock aus den 80er sein muß, zirkelt unser Fahrer uns brav in die Höhe. Die Landschaft ist hier superschön. Die Berge sind extrem beeindruckend. Unseren höchsten Punkt erreichen wir bei ca. 4300m. Es ist kalt und die Luft ist dünn.
In Santa Maria werden wir schließlich an die Kollegen unseres Fahrers übergeben. Wir werden in 2 Autos aufgeteilt, die recht mitgenommen aussehen. Mit Lies und Cecile teilen wir uns den Wagen. Jakob und Celine fahren im anderen Wagen mit. Von Anfang an verläuft der Weg über eine Schotterpiste, der fehlende Asphalt erklärt hier wohl auch den Wagenwechsel. Unser Fahrer entpuppt sich schnell als selbsternannter peruanischer Ralley-Weltmeister. Ohne Gnade gehts um die engen Kurven, in denen zum Glück kein Gegenverkehr auftaucht. Das Heck schlingert dabei auch gerne etwas herum, so daß wir gefühlt durch manche der Kurven „driften“. Eigentlich ein Spaß wenn da nicht der steile Abhang am linken Straßenrand wäre, der hier immer etwas zu lauern scheint. Im Glauben, dass der gute Mann auch zum Abendessen daheim sein will, entscheide ich mich die Fahrt als Spaß zu sehen. Nadine und Cecile sehen das etwas anders und sind froh als wir nach einer guten Stunde in Hydroelectrica ankommen.
Das Treiben hier ist geschäftiger als ich erwartet hatte, ein ständiges Kommen und Gehen von Autos und Collectivos und eine ordentliche Schar an Wanderern, die nach Aguas Caliente laufen wollen. Kleine Stände und ein Restaurant stehen auch zur Stärkung bereit. Wir entscheiden uns für ein paar Hamburger im Restaurant und machen uns danach auf den Weg. Ob es nun 12km oder 15km sind wissen wir nicht ganz genau. Aber um die 3 Stunden soll die Wanderung wohl dauern. Also machen wir uns, ganz wie die Jungs in „Stand by me“, auf unseren Weg entlang der Schienen. Zumindest verlaufen können wir uns hier nicht. Obwohl wir nur leichtes Gepäck für die 3 Tage dabei haben, merke ich doch schnell, daß mein Rucksack immer noch zu viel wiegt.
Die Landschaft und der Weg an den Schienen haben mehr Ähnlichkeit mit Dschungel, da die Vegetation hier deutlich grüner und voller ist als im kargeren Sacred Valley. Das wissen auch die Mücken zu Schätzen, denn nach gut 1 Stunde bemerkt Nadine meine völlig verstochenen Beine. Ich selber nehme das erst jetzt zur Kenntnis. Kurze Hosen waren hier keine gute Idee. Noch gut 1 Woche werde ich mit diesen Stichen juckenderweise zu kämpfen haben.Mistviecher.
Der Weg entlang der Schienen ist ansonsten gut zu laufen und ein plötzliches Auftauchen eines Zuges müssen wir hier auch nicht befürchten. Ob überhaupt noch einer fährt heute wissen wir nicht genau. Doch nach gut 2 Stunden hören wir ihn dann doch hinter uns. Sehr lange bevor wir ihn sehen. Langsam und geräuschvoll tuckert er an uns vorbei. Leider aber auch nicht langsam genug um hinten aufzuspringen. Wir erreichen nach knapp 3 Stunden Aguas Caliente mit einbrechender Dunkelheit. Ein durchaus geschäftiges Städtchen, das ganz vom Mapi Tourismus zu leben scheint. Nadine und ich hatten uns bereits ein Zimmer in einem Hostel gebucht, die anderen finden gleich nebenan eine Unterkunft, praktisch. Noch vor dem Abendessen kümmern wir uns gemeinsam um die Tickets für den nächsten Tag. Wir entscheiden uns für die Kombination aus normalen Eintritt plus den Zugang zum Machu Picchu Mountain. Dieser hat zwei Zeitfenster, entweder 7-8 oder 9-10 Uhr. Wir nehmen das zweite Zeitfenster. Beim Abendessen entscheiden wir uns zudem den Weg zum Haupteingang zu erlaufen. Es gibt zwar einen Bus von Aguas Caliente nach oben, aber dieser kostet stolze $12 USD pro Person. Für peruanische Verhältnisse wohl die teuerste Fahrt gemessen an ihrer kurzen Strecke. Der Weg hat es aber zu Fuß auch in sich. Angeblich 2000 Stufen und gut eine Stunde marschiert man nach oben. Wir wollen uns ja etwas verdienen. Damit wir um 6 Uhr am Eingang sind, verabreden wir uns für 4:30 Uhr am nächsten Morgen vor unserem Hostel. Wecker am Handy gestellt, ab in die Koje. „Pünkltich“ um 4:30 Uhr wache ich dann auch auf, warum auch immer, denn den Wecker habe ich nicht gehört. Mist, das Handy war komplett leise gestellt, so dass wir beide den Wecker nicht gehört haben. Ich schaue aus dem Fenster und unsere Kollegen stehen alle abmarschbereit vor dem Hostel. Wir wissen gleich, dass wir das nicht ohne viel Zeitverzögerung schaffen und entscheiden uns später mit dem Bus nachzukommen. Ich ärgere mich gewaltig, in dem Glauben hier einen schönen Marsch bei Sonnenaufgang zu verpassen.Um kurz nach 5 sind wir dann auch bei den Bussen. Der Erste fährt wohl erst um halb sechs los. Die Schlange für die Busse zieht sich dabei schon durch die halbe Stadt. Mehrere hundert Touristen stehen brav hintereinander an für die Fahrt nach oben. Die Sorge um den Sonnenaufgang verfliegt schnell, denn dieser ist um 5:30 Uhr sowieso schon fast erledigt. Nix verpasst. Wir schnappen uns einen Kaffee und ein Schokocroissant für die Busfahrt. Insgesamt sind es wohl rund 25 Busse, die dann beeindruckend flott alle einsammeln und nach oben fahren. Auf der Fahrt sehen wir dann schnell, dass der Aufstieg mörderisch sein muss. Der Berg hat gut 1000m Höhenunterschied und die Treppen sehen steil und unregelmässig aus. Irgendwie ist da die letzte Sitzreihe im Bus bewaffnet mit Croissant und Kaffee schon eher unsere Sportart.
Gegen viertel nach sechs sind wir durch den Haupteingang durch. Und da ist er dann endlich der Machu Picchu. Wir haben glücklicherweise Traumwetter erwischt, kein Nebel, keine Wolken. Super. An steilen Hängen und auf verschiedenen Ebenen erstreckt sich die Stadt. Wir erklimmen erstmal einen der höheren Punkte um die weltberühmte Aussicht zu geniessen. Unsere Kollegen finden wir erstaunlicherweise recht schnell auch hier oben wieder. Sichtlich gezeichnet vom anstrengenden Aufstieg in den Morgenstunden haben sie sich ein schattiges Plätzchen gesichert. Wir setzten uns ins Gras, geniessen die Aussicht und machen die obligatorischen Fotos von unserer Umgebung. Wir beschliessen zuerst den Mountain hinter uns zu erklimmen, und dann den Rest der Ruinenstadt zu besichtigen.
Kurz vor 9 sind wir dann am Eingang zum Mountain. Brav registrieren wir uns mit Passnummer und Eintrittszeitpunkt. Gute 500 Höhenmeter gehts bis auf 3000m nach oben. Der Weg ist steil, aber die Stufen sind gut zu gehen. Leider merkt Nadine schnell, dass dies heute nicht ihr Wandertag ist. Sie fühlt sich nicht wohl und unfit an diesem Tag. Eigentlich ja nicht ihre Art bricht sie den Aufstieg ab und kehrt zu unserem schattigen Plätzchen zurück. Schade. Der Rest von uns marschiert aber weiter.
Auf dem Weg hier hoch gibt es mehrere Aussichtspunkte, von denen man einen tollen erhöhten Blick auf die ganze Stadt und die umliegende Landschaft hat. Je weiter wir nach oben gehen, desto größer wird dabei unsere Vogelperspektive. Irgendwann denke ich mir, ich wollte doch eigentlich zum Machu Picchu, nicht weiter davon weg. Aber die Gruppen- und Massendynamik ist hier irgendwann eher sportlich ambitioniert, man will den Gipfel erreichen. Jakob ist dabei besonders tapfer, leidet er doch unter Höhenangst und ein paar Wegpassagen verlangen ihm hier allen Mut ab, Respekt. Nach 90 Minuten erreichen wir dann auch den Gipfel. Die Aussicht ist spitze und wiedermal das Gefühl oben angekommen zu sein stimmt einen zufrieden. Runter geht’s bekanntermassen schneller.Unten sind meine Beine und ich dann aber auch müde von der Bergtour. Es ist halb zwölf und wir haben alle Hunger. Essen darf man allerdings nicht auf dem Gelände. Also laufen wir durch den Haupteingang wieder raus um dort zu speisen. Nadine geht’s besser, aber nach dem Essen und im Angesicht der wachsenden Besucherzahlen haben wir beide keine Lust mehr zurück auf das Gelände zu gehen. Die Aussicht und die Lage von Machu Picchu ist zwar toll, die Inka-Ruinen beeindrucken uns aber nicht wirklich, es sind halt Steinmauern und Steingebäude. Doof wenn mann Angkor Wat schon so früh im Leben gesehen hat. Einem vielleicht unangemessenen Vergleich hält da kaum etwas stand. Vielleicht hätten wir den Aufstieg zum Mountain nicht machen sollen, es bleibt bei mir das Gefühl zurück, meine Energie an der falschen Stelle verbraten zu haben. Die Anderen sind jung und tapfer und kehren nochmal auf das Gelände zurück. Da uns die Schlange für den Bus zu lang ist, nehmen wir für den Abstieg dann aber auch die Treppen nach Aguas Caliente. Wirklich gut, dass wir die nicht am Morgen auch noch nach oben gelaufen sind. Als Tagesfazit denken wir uns, dass man Machu Pichuu als Gesamterlebnis, inklusive Anreise, sehen muss.
Für die Rückfahrt am nächsten Tag entschliessen wir uns für die Luxusvariante mit dem Zug. Statt 12 Stunden Ochsentour einfach 2 Stunden im Zug. Wir versuchen ein Ticket bei Perurail zu kaufen, werden jedoch abgewiesen, da wir aus Versehen beim Ticketverkauf für Einheimische anstehen wollten. Dazu muss man wissen, dass das Ticket für den Peruaner 6 Sol kostet, knappe 2 Euro. Für uns schwerreiche Ausländer gibt es dagegen den Spezialpreis von $70USD, an einem anderen Schalter. Vielleicht lieber kein neues Preismodell für die DB. Wir kaufen letztendlich ein Ticket bei Inka-Rail, in der Executive Klasse, also inklusive Getränk und Knabberzeug. Jakob und Celine haben leider einen anderen Zug gebucht, die Französinnen sind hart und machen den langen Weg zurück. Die gemütlichen Ledersessel im Zug und die schöne schaukelnde Landschaft und eine baldige Ankunft nach nur 2 Stunden entschädigen uns dann auch für die Kosten.
Wieder mal alles richtig gemacht.

 

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