Abel Tasman – The Great Walk

03.-06.03.2017 Tag 244-247

1. Tag nach Anchorage – 11,8km

Wir gehen den Tag relativ ruhig an, denn unsere erste Etappe ist nur knappe 12km lang. So lassen wir uns Zeit mit sorgfältigem Packen und Aussortieren unserer Ausrüstung. Da wir Essen für 3 Tage mitnehmen müssen, aber keinen Kocher mitnehmen wollen, entscheiden wir uns für 2 Riesenpackungen Nudeln mit Avocado und Tomaten. Juhu, mehr Nudeln! Von unserem ersten Versuch sind noch Nudeln übrig, aber Nadine hat nochmal neue gekocht. Klamotten für 3 Tage, Zelt, Schlafsäcke und Isomatten runden die Packliste ab. Die Rucksäcke sind am Ende leider nicht so leicht wie wir es uns gewünscht hätten.

Wir haben gelesen, dass manchmal Autos, die bei Great Walks geparkt wurden, nachts aufgebrochen werden, weshalb wir uns entscheiden den Rechner und iPad einzupacken. Der mögliche Ärger über den Verlust tröstet hoffentlich über die extra 2,5 kg hinweg, die wir auf dem Weg sicher bitter spüren werden. Ich schätze meinen Rucksack auf stolze 14kg, Nadine dürfte gut 10kg auf den Schultern haben.

Guten Mutes fahren wir zum Ausgangsparkplatz auf dem wir Norbert abstellen. Wir finden ein schattiges Plätzchen, lassen alle Vorhänge offen und hoffen, dass sich niemand entscheidet in unsere Wohnung einzubrechen.

Ein letzter Toilettenstopp, kurze Nachfrage wohin wir eigentlich müssen um auf den Trail zu kommen und schon sind wir unterwegs. Es ist bereits Mittag, aber wir schätzen, dass wir nicht länger als die angegebenen 3,5h brauchen sollten.

Der Tag ist traumhaft, warm und unserer Weg schlängelt sich meist im schattigen Wald oberhalb der Küste entlang. Ideale Bedingungen also für unseren Marsch. Wir machen gleich am Anfang gut Tempo, in der ersten Stunde legen wir 4km zurück. Der Weg ist fast eben, breit und einfach zu laufen. Er erinnert uns an die Walwege in Südtirol.

Immer wieder geniessen wir die traumhaften Ausblicke auf die Küste und das Meer. Wir sehen viele Kanufahrer auf dem Meer, die den Weg auf dem Wasserweg beschreiten. Auch nicht unbeschwerlich wie wir später lernen werden, denn die Kanus müssen die Landzungen umfahren, die wir meist auf direktem Weg begehen können.

Wir machen in der Apple Tree Bay am Strand unsere erste Pause.  Auf einem Baumstamm sitzend gibt es Kabanossi und Brot zur Stärkung. Das Wasser sieht zur Abkühlung einladend aus, aber wir entscheiden uns zum Weitergehen.

Wir erreichen unser erstes Camp knapp vor 5 Uhr am nachmittag. Es sind schon reichlich Wanderer und Kanuten hier, die bereits ihre Zelte aufgestellt haben. Wir finden ein schattiges Plätzchen unter den Bäumen und errichten mit gewohnter Routine unser Zelt. Wir geniessen noch ein paar Minuten am ruhigen Strand bevor uns der Hunger zum Abendessen ruft. Zuerst müssen die Nudeln weg, die wir schon vor 3 Tagen gekocht haben. Als wir den Zipbeutel öffnen, ahnen wir nichts gutes. Die Nudeln haben leider den ersten Wandertag nicht überlebt, der Gestank ist fast unerträglich. Gut ein halbes Kilo können wir gleich wegschmeissen. Tja, aber wohin? Der Park ist Naturschutzgebiet und jeglicher Müll muss wieder mitgenommen werden, es gibt hier keine Mülleimer. Noch 2 Tage diese müffelnden, vergammelten Nudeln durch die Wildnis zu schleppen erscheint uns keine gute Alternative zu sein. Also schleicht Nadine unauffällig zum Klo um dort häppchenweise unsere Nudeln zu entsorgen – hat auch keiner gesehen.

Also gibt es etwas von den frischen Nudeln und Salami. Zum Glück haben wir genug zum Essen dabei, so dass wir uns um unser 2. Abendessen keine Sorgen machen müssen.

Erfreulicherweise gibt es eine Feuerstelle an der es sich schon ein paar Leute gemütlich gemacht haben. Wir tauschen  Reisegeschichten aus und treffen wiedermal nette Leute.

Danach legen wir uns schlafen. Schnell merken wir, dass wir bei den Isomatten vielleicht ein paar Dollar mehr hätten investieren sollen. Obwohl der Untergrund weich ist, liegen wir ungemütlich, schlafen aber trotzdem ganz gut, weil wir es uns ja auch verdient haben.

2.Tag nach Onetahuti – 16km

Unsere 2. Etappe verspricht etwas anstrengender zu werden. Es liegen gut 16km vor uns. Ein bisschen Steigung soll wohl auch drin sein. Zuerst müssen wir aber rechtzeitig die Torrent Bay bei Ebbe durchqueren, so da wir uns den langen Weg durch den Wald sparen können. Zum Glück ist der Weg durch’s Watt bis 11 Uhr machbar, so dass wir das locker schaffen. Der Weg durch das Watt ist etwas trickreich, denn immer wieder liegen mehr oder weniger tiefe Prile in unserem Weg so dass wir eigentlich barfuss laufen müssten. Barfuss ist aber schwierig, weil man hier viel auf Muscheln tritt, was ordentlich weh tut. Ich lasse also erstmal meine Schuhe an, was ich wenig später bereuen werde. Ich unterschätze eine Wasserstelle und meine Schuhe sind erstmal nass. Zum Glück trocken die bei dem Wetter auch wieder schnell. Wie bereits gestern läuft der Weg entlang der Küste und der Tag ist abermals perfekt.

Wir überqueren die schöne Falls River Swing Bridge und machen ganz gut Kilometer. Das Streckenprofil ist wirklich etwas bissiger heute, so dass wir froh sind am Mittag Bark Bay Hut zu erreichen. Ein guter Platz zum Mittagessen und eine der wenigen Wasserstellen an denen wir unsere Flaschen wieder auffüllen können. Nach dem Essen verbringen wir noch Zeit am Strand, endlich gehe ich dann auch mal ins Wasser. Dieses ist wie üblich in Neuseeland kälter als man denkt, aber angenehm erfrischend.

Bis zu unserem Zielcamp haben wir jetzt nochmal fast 2 Stunden Fussmarsch vor uns. Also geht’s weiter und dieser Abschnitt präsentiert sich als ordentlich hügelig. Bei Steigung rächen sich natürlich immer die Kilos im Rucksack und am Körper. Wir rasten nochmal kurz am Tonga Quarry Camp bis wir unser Tagesziel Onetahuti erreichen. Bei mir ist für den Tag auch wirklich Schicht im Schacht. Ich bin erschöpft und die Füsse fangen langsam an zu schmerzen.

Das einfache Camp liegt wieder direkt am Strand und wir errichten unser Zelt direkt am Zugang zum Wasser, perfekt.

Unser Essen hat heute durchgehalten und alles ist noch essbar. Der Plan mit den Avocados und den Nudeln wird etwas von den Avocados vereitelt, da diese einfach nicht reif werden wollen, Dinner al dente also.

3.Tag – Totaranui Camp

Entgegen unserer Gewohnheit müssen wir noch vor Sonnenaufgang aufstehen, denn uns steht ein weiteres Crossing bei Ebbe bevor, das wir zwischen 9 und 10 Uhr hinter uns gelassen haben müssen. Zu diesem Crossing gibt es diesmal keine alternative Route, so dass der Termin hart ist. Unser Camp liegt jedoch 8km vom Crossing entfernt, gute  2 Stunden also, die wir gleich am morgen absolvieren müssen.  Wir werden glücklicherweise mit einem tollen Sonnenaufgang und Ausblich auf die Tonga Insel nach dem Aufstehen belohnt.  Wir frühstücken gemeinsam mit ein paar Weggenossen, packen wieder alles zusammen und los gehts. Matthias, den wir schon am Abend kennengelernt haben, geht den Weg mit uns zusammen. Obwohl nachweislich nicht meine Tageszeit, ist die Stimmung fantastisch. Das warme goldene Licht am Morgen, Strand und Meer sind fast schon kitschig. Der Marsch am frühen Morgen erweist sich als sehr knackig, mit mehreren Steigungen. Die Zeit vergeht aber ganz gut, da wir uns mit Matthias unterhalten, was etwas ablenkt. Wir erreichen nach 2,5 Stunden das  Awaroa Crossing. Das Wasser hat gerade Tiefststand, so dass wir sehr gemütlich auf die andere Seite kommen. Die Wattwanderung, vor der wir vorher gewarnt wurden, erweist sich als weitaus leichter und spassiger als die am Vortag. Wir rasten erstmal am anderen Ufer und wappnen uns für den weiteren Weg. Gute 9 km sind es noch bis zu unserem Ziel Totaranui. Unser Boot ist für 15 Uhr gebucht, was wir zeitlich locker schaffen sollten. Jedoch haben wir beide mittlerweile mit unserem Schuhwerk zu kämpfen, die Füsse schmerzen und wir verarzten unsere Blasen. Uns schwant wir brauchen neue Wanderschuhe, denn eigentlich sollte diese Wanderung unsere Schuhe nicht an ihre Grenzen bringen. Zudem plagen Nadine seit dem 2. Tag Kopfschmerzen, deren Ursache wir uns zu diesem Zeitpunkt noch nicht erklären können.

Wir erreichen Totaranui kurz nach Mittag. Wir sind erschöpft, vieles schmerzt,  aber stolz und glücklich mit unserer Leistung. Als erstes werden wir hier unseren Müll los. Die Wartezeit auf das Wassertaxi vertreiben wir uns mit Schwimmen und Duschen.

Die Fahrt ist ein Riesenspaß und es ist interessant unseren Küstenweg jetzt rückwärts vom Wasser aus zu sehen. Unser Bootsführer entpuppt sich auch als Guide und führt uns vor Tonga Island, wo wir Seehunde sehen können. Diese liegen teils so lange in der Sonne, dass sie von den Steinen auf denen sie liegen fast nicht mehr zu unterscheiden sind. 

Zurück in Marahau werden wir von einem Traktor mitsamt Boot aus dem Wasser gezogen und zurück zur Sammelstelle gefahren. Auch eine gute Möglichkeit sich einen Bus zu sparen. Nobbi steht ein paar hundert Meter unversehrt auf dem Parkplatz. Wir verabschieden uns von Matthias und fahren für eine letzte Nacht nochmal zu Phil zurück.

Nadines Kopfschmerzen verfliegen letztlich erst am nächsten Morgen mit dem ersten Schluck Kaffee, Diagnose Koffeinentzug.

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