05.09.2016-24.09.2016
Die erste Nacht in unserem kleinen Apartment haben wir hervorragend geschlafen, lediglich die Straße ist etwas laut. Denn der Peruaner an sich, hupt lieber einmal mehr als zu wenig. Achja, und kalt war es, richtig kalt, selbst die 2 dicken Alpaka Wolldecken konnten eine frostige Nacht nicht verhindern. Fest steht, wir brauchen eine Heizung für die Nacht.
Bereits um 8:00 Uhr hocken wir auf der Terrasse und nehmen unser erstes Frühstück in Cusco zu uns. Gegen 8:20 Uhr trudeln dann auch die ersten Schüler und ein paar vereinzelte Lehrer ein. Pünktlich um 8:30 Uhr beginnt unsere erste Stunde. Wir haben eine Gruppenklasse gewählt und lernen schon bald unsere Klassenkameraden kennen. Unseren Lehrer Hans nicht zu vergessen. Hans, die peruanische Mischung aus Harry Potter und Severus Snape ist unser Lehrer für die erste Woche und soll angeblich der Beste sein. Wir sind gespannt.
Die Klassenräume sind eiskalt. Doch im Gegensatz zu unserem Apartment haben sie eine portable Heizung. Und da ist sie auch schon die Lösung für unsere kalten Nächte. Nach dem Unterricht borgen wir uns die Heizung über Nacht aus und bringen sie am nächsten Morgen wieder zurück. Das war einfach….
Die Spanischstunden verfliegen nur so. Ehe wir uns versehen, sind die ersten 2 Stunden rum und wir haben 20 Minuten Pause. Die 2. Hälfte vergeht genauso schnell und ehe wir uns versehen, sind wir schon in der Lage ca. 13 Fragen zu stellen, zu verstehen und zu beantworten. Wow, das ging schnell.
Wir haben Glück mit unseren Klassenkameraden. Alles in allem eine super nette Truppe bestehend aus 3 Holländern und mit uns 3 Deutschen. Tijmen und Joris, die zwei Studienfreunde aus Holland wollen 4 Wochen Spanisch lernen um dann ihre Abschlussarbeit für ihr Studium in Peru zu schreiben.
Mariza, die 3. Holländerin im Bunde, kommt ursprünglich von den Philippinen und ist wie wir auf Reisen unterwegs. Und dann wäre da noch Anika, unser Küken, sie ist gerade 18 Jahre alt, hat ihr Abi in der Tasche und lernt ebenfalls für 4 Wochen Spanisch um dann ein Volontariat in Peru zu machen.
Wir sind, so finden wir, eine wirklich nette Truppe und werden in den nächsten Tagen und Wochen noch viel Spaß miteinander haben. Joris und Tijmen nehmen am Nachmittag noch Individuelle Stunden, so dass sie uns bald schon etwas voraus sind. Trotzdem werden wir in dieser Konstellation bleiben, zumindest, bis wir nach 3 Wochen die Gruppe verlassen.
In den Pausen und nach dem Unterricht lernen wir die anderen Schüler kennen. Wir stellen fest, dass es neben 2 Amerikanern eigentlich nur Deutsche und Holländer sind, die hier zur Schule gehen. Etwas Außerhalb von Cusco gibt es sogar ein Deutsches Haus, in dem die meisten der deutschen Schüler untergebracht sind.
Schnell schleicht sich bei uns die Gewohnheit ein. Wir stellen sogar fest, dass wir uns über den geregelten Alltag freuen. Morgens Spanisch, Mittags essen wir meist mit den anderen Schülern im San Blas Markt, ein Gemüse Obst Markt unweit unserer Schule, der hervorragende Sandwichs und noch bessere frische Säfte für wirklich kleines Geld im Angebot hat. Am Nachmittag ruhen wir uns etwas aus, denn die Höhe und die mit ihr verbundene Müdigkeit und Kurzatmigkeit macht uns in den ersten Tagen noch zu schaffen. Cocatee ist übrigens hierzulande das Allheilmittel. Er hilft uns wunderbar über die ersten Tage in der Höhe.
Die erste Woche vergeht wahnsinnig schnell, wir lernen viel. Nach nur einer Woche kennen wir fast alle Lebensmittel, Farben, können zählen, kleine Konversationen führen und für den Notfall sogar schon einem Arzt beschreiben was uns ggf weh tut. Wir sind super zufrieden mit unserer ersten Woche. 2 Mal die Woche bietet die Schule noch ein gemeinsames Abendprogramm an. Diesen Donnerstag ist es eine „Caminata“ heißt, wir werden von Hans an 2 schöne Aussichtspunkte geführt, von denen man einen wunderbaren Blick auf Cusco bei Nacht hat. Sogar seine Erklärungen in Spanisch können wir mittlerweile verstehen. Nebenbei lernen wir noch die Schüler aus den anderen Klassen kennen. Zum Abschluss gehen wir noch was trinken und im Nachgang in einen der zahlreichen Clubs am Plaza del Armas. Glücklicherweise sind wir vernünftig und gehen gegen 0.30 Uhr nach Hause. Die anderen feiern noch bis tief in die Nacht, was man den müden Gesichtern am nächsten Morgen ansehen kann.
Tjimen hat es besonders schlimm erwischt. Ihm wurde vermutlich was in sein Getränk gemischt, denn er wacht irgendwann in den frühen Morgenstunden in einem fremden Hostel ohne Schuhe, Geldbeutel und Handy auf.
Doch ansonsten hat er alles gut überstanden und kommt lediglich einwenig später zum Unterricht.
Seine fehlenden Schuhe entwickeln sich in den nächsten Tagen zum running Gag und zaubern uns jedes mal ein fettes Grinsen ins Gesicht. Amy, eine junge Holländerin, die seit Anfang der Woche in der Schule arbeitet und ihre Abschlussarbeit für ihr Studium dort schreibt ist sehr engagiert. Voller Energie organisiert sie 2 Veranstaltungen pro Woche. Sie ist die gute Seele der Schule, sie kümmert sich um alles und jeden. Wir haben viel Spaß mit ihr. Diese Woche hat sie sich vorgenommen ein Video für die Schule zu drehen. Kurzerhand wird der Innenhof zum Aufnahmestudio und mit Hilfe von Marius‘ Kamera und den Studenten als Protagonisten wir ein nettes Video erstellt. Hier gehts zum Video:
Freitags geht jede Klasse nach der Pause mit ihrem Lehrer in die Stadt. Wir durften uns ein Ziel aussuchen und machen uns also auf den Weg zum städtischen Friedhof und anschließend zum San Pedro Market.
Schon als wir den Plaza del Armas passieren kommen uns viele Peruaner in farbenprächtiger Tracht entgegen. Es werden immer mehr auf dem Weg zum Friedhof. Als wir den Vorplatz des Friedhofs erreichen finden wir uns in einer riesigen, farbenprächtigen Fiesta wieder, die zu ehren einer heiligen Frau veranstaltet wird. Das bunte Treiben fasziniert uns wesentlich mehr als die toten Stille des Friedhofs, der neuerdings Eintritt kosten soll. Also entscheiden wir uns noch etwas auf dem Fest zu bleiben, um das bunte Treiben dort zu beobachten. Im Anschluss schlendern wir zurück zum San Pedro Market wo sich unser Lehrer von uns verabschiedet. Tijmen und Joris, entscheiden sich für Frühstück, Mariza, Marius und ich entscheiden uns für ein herzhaftes Menü. Wir essen leckeren Fisch, von dem ich leider das ganze Wochenende noch etwas haben werden. Heißt, ich habe mir so richtig schön den Magen verdorben. Das Wochenende verbringe ich also im Bett, während Marius am Sonntag erneut aus Cusco Erkundungstour geht. Achja, am Freitag sind unsere beiden Französinnen aus Lima in der Sprachschule angereist. Sie haben sich ebenfalls für 2 Wochen Spanischkurs angemeldet. Die Wiedersehensfreude ist groß und ich komme gleich am Wochenende in den Genuss, von Ceciles Kräuterkunst. Sie ist Krankenschwester und hat für nahezu jedes Wehwehchen das passende Mittel dabei. Dank der sehr starken Oregano Essenz die sie mir mit Honig verabreicht ist mir zumindest nicht mehr schlecht. Nach der ersten Woche entscheiden wir uns für eine Verlängerung. Wir buchen noch eine weitere Woche und bleiben somit ganze 3 Wochen in Cusco.
Die 2. Woche verläuft wenig spektakulär, wir haben eine neue Lehrerin, ihr Name ist Lucy. Lucy, eine junge sehr freundliche Peruanerin aus Lima ist neu an der Schule und sehr schnell verstehen wir warum Hans scheinbar der beste Lehrer an der Schule ist. Mariza ist so lieb und klärt ab, dass wir Hans in der 3 Woche wieder zurück bekommen. Die Woche mit Lucy ist nett, jedoch haben wir am Ende der Woche das Gefühl, dass die Lernkurve in der ersten Woche wesentlich steiler war.
Lise und Cecile haben Nachmittagsunterricht, so dass wir sie leider nicht so häufig sehen. Die Nachmittage dieser Woche verlaufen äußerst ruhig, da sich Marius nicht fühlt. Bis auf einmal hat er es zwar immer zum Unterricht geschafft, aber er fühlt sich völlig abgeschlagen und schlapp die ganze Zeit. So verbringt er die meiste Zeit in unserem Apartment. Dank meiner ersten Jogastunden im benachbarten Joga Room haben wir nun auch das Passwort für das WLAN, denn die Signalstärke ist in unserem Apartment wesentlich besser als die der Schule. Apropos Joga. Ich bin begeistert. Ich habe mich gleich für 2 weitere Stunden angemeldet.
Am Dienstag ist Cocktail-Night in der Schule. Ich habe Lust zu Kochen und gerade sowieso nichts besseres vor, also koche ich „kurzerhand“ mit ein paar fleissigen Helferlein Spaghetti Bolognese für ca. 30 Personen, als Grundlage für die Cocktail Night. Danach bin dann auch ich endlich mal kaputt gespielt und gehe noch vor Ende der Cocktail Night ins Bett.
Lisa und Holger sind in Cusco und besuchen uns am Mittwoch Abend spontan in der Schule. Was für ein netter Abend.
Am Donnerstag verleben wir noch einen netten Abend mit Mariza, Cecile und Lise. Während die Chicas und Chicos zur Salsastunde gehen, gehe ich erst zum Joga und danach gehen wir lecker, vegetarisch Essen.
Marius ist leider immer noch ziemlich angeschlagen, so dass ich am Samstag allein mit Lise und Cecile einen Ausflug zu den nahegelegenen Inka Ruinen Sacsaywaman und Q´enqo mache. Es ist schon faszinieren zu sehen, was die Inka dort in die Landschaft gebaut haben. Noch faszinierender finde ich, dass ihre Bauwerke den Erdbeben standgehalten haben, während die Gebäude der Spanier wie Kartenhäuser zusammengestürzt sind.
Statt den Bus zu nehmen erklimmen wir den Berg oberhalb unseres Viertels San Blas bis zur riesigen Jesus Statue, San Cristobal die erhaben mit ausgestreckten Armen über Cusco wacht. Von dort aus laufen wir zu Sacsaywaman, gern auch „sexy woman“ genannt rüber. Wir verbringen ein paar Stunden auf diesem riesigen Gelände und bewundern die Baukunst der Inka. Es ist ein sonniger Tag. Auf dem Weg zur zweiten Ruine merke ich, den leichten Sonnenbrand im Nacken. 15 min. später erreichen wir Q´enqo eine wesentlich kleinere Ruine, welche jedoch nicht minder majestätisch über Cusco thront. Wir genießen den Ausblick und die Sonne, bevor wir uns an den abenteuerlichen, querfeldein Abstieg machen. Zurück in der Schule hat Marius bereits die deutsche Ärztin kontaktiert und einen Termin für 18:00 Uhr ausgemacht. So langsam bereitet es uns doch etwas Sorge, dass er sich nicht besser fühlt. Leider mag er auch nicht mit zum Essen kommen, welches wir Mädels uns redlich verdient haben. Um 18:00 Uhr machen wir uns also mit dem Taxi auf den Weg zur Ärztin. Wir treffen uns im Krankenhaus, wo nach einer schnellen Blutabnahme und einem ausgiebigen Gespräch feststeht, Marius hat sich einen Para Typhus eingefangen. Wie bekommt man sowas eigentlich? Und ist es gefährlich? Die Ärztin beantwortet geduldig unsere Fragen und nimmt sich viel Zeit für uns. Nein, es ist nicht gefährlich und mit einem starken Antibiotika für eine Dauer von 10 Tagen einfach zu behandeln. Einfangen kann man sich so einen Para Typhus ganz einfach in Ländern mit einer geringen Handwasch-Kultur. Lauern kann der Erreger überall, an einer verunreinigten Gabel, einem Geldschein oder auch im Trinkwasser. Es wäre also müßig zu spekulieren wo Marius sich angesteckt hat.
Aber wir sind doch gegen Typhus geimpft? Tja, das schon, aber nicht gegen diese Abwandlung des Typhus´.
Erleichtert zu wissen was es ist und dass es nicht wirklich schlimm ist fahren wir wieder nach Hause. In spätestens 10 Tagen sollte der Spuk vorbei sein und das Gute ist, Marius ist danach für ein gutes Jahr immun. Das blöde ist, wir dürfen uns für die nächsten 7-10 Tage nicht küssen 🙁 und nicht aus der selben Flasche trinken. Achja und Händewaschen nicht vergessen….
Die nächste Woche verläuft dementsprechend ruhig. Marius ruht sich aus und kann leider auch nicht am Unterricht teilnehmen. Wir haben Hans unseren Lehrer aus der ersten Woche zurück und sind glücklich.
Ich genieße unsere kleine Küche und koche fast jeden Tag. Da meistens etwas übrig bleibt, freut sich Amy, die gute Seele der Schule über eine warme Malzeit. Als Dankeschön kocht sie am Mittwoch für uns und wir verleben einen schönen Abend in ihrem Apartment. Am Freitag steigt eine kleine Party. Es ist Tag der Studenten und ich habe den Chicas versprochen am Abend mit auszugehen. So erleben wir eine schöne Party in der Schule und ziehen danach durch die Clubs von Cusco. Ein gelungener Abschiedsabend für uns.
Am Samstag räumen wir unser kleines schmuddeliges Apartment und reisen mit Cecile, Liese, Celine und Jakob weiter nach Ollantaytambo ins Sacred Valley.