Nach 5 Tagen mit unserem Gonzlimin Camper sind wir heute in Ucluelet angekommen und finden zum ersten Mal wieder etwas Zeit in ein paar Zeilen zusammenzufassen, was wir in der letzten Zeit erlebt haben.
Tag 6
Der 11.07.2016, unser erster Montag auf Tour begann in Yanhongs AirBn. Nach einem schnellen Frühstück in der Gemeinschaftsküche, unter anderem Ausgestattet mit einer Matratze und einer zufrieden vor sich hinschlafenden Frau fuhren wir mit dem Bus zur Wicked Camper Station um unser Gefährt für die nächsten 22 Tage abzuholen. Dass daraus später 24 Tage werden sollten, ahnten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Wir nahmen unseren Camper in Empfang und düsten damit auf direktem Weg ins südlich gelegenen Tawwassen zur Fähre nach Vancouver Islands. Die Überfahrt war kurzweilig, begleitet von einem Burger mit Pommes. (Schon wieder ein auswärtiges Essen, so langsam sollten wir uns an die Selbstverpflegung gewöhnen, sonst sind wir früher wieder daheim als planen….)
Die Fähre für „schlappe 86 $“ dockt in Sidney an, unser 1. Stopp ist bei Gail, die sehr auskunftsfreudige und super freundliche Tourist Info Mitarbeiterin direkt am Highway. Wir decken uns mit ausreichend Informationen über Vancouver Island ein gehen kurz einfkaufen (mhhh, das wätten wir wohl besser auf dem Festland, oder in einem günstigerem Store erledigt „Lehrgeld bezahlt“ und steuern unsere erste Campside südlich von Sidney am „IslandView Beach Regional Park an. Wie läuft das eigentlich hier in Kanada mit dem Campen ab? Ganz einfach. Campside ansteuern, Platz aussuchen hinstellen, fertig. Irgendwann kommt ein Ranger vorbei, nimmt deine Daten auf, fragt wie lange du bleiben willst und kassiert im Schnitt 20$ ab. Doch bevor wir den ersten Campingabend genießen können, macht uns unser Gonzlimin die ersten sorgen. Als wir anhalten stinkt es verbrannt, die geöffnete Motorhaube lässt nichts gutes erahnen, der Motorraum ist mit Kühlwasser bespritzt, was stinkend vor sich hin verdunstet. Hat Chris, der freundliche Verleiher die Kappe nicht wieder richtig verschlossen, als er uns das Auto übergab? Wir wissen es nicht, noch nicht. Die erste Nacht in unserem Camper bekommt uns gut, endlich Ruhe! Keine hustenden Nachbarn oder laute Straßen. Eine Ruhe an die wir uns gewöhnen wollen.
Tag 7
Nach gut 12 Stunden wachen wir auf, wieso schlafen wir nur so viel???
Die erste Katzenwäsche, denn unsere Campsite hat neben einem wundervollen Seeblick nur Dixiklos und einen Wassertank zu bieten, aber das macht nichts, schließlich müssen wir heute ja nicht ins Büro 😉
Auf geht´s Richtung Victoria, die Stadt im Süden Vancouver Islands. Gail hat uns empfohlen an der Küste entlang zu fahren, statt dem Highway zu nehmen. Wir beobachten kleinlich die Kühlanzeige von Gonzlimin und machen nach einer knappen Stunde den ersten Stopp unser Wagen ist überhitzt, wir können nicht weiterfahren. Chris erklärt uns am Telefon die weiter Vorgehensweise. „Mist, wir hätten uns doch eine kanadische Prepaid besorgen sollen. Das Gespräch hat bestimmt ein Vermögen gekostet.“ Egal, wir wissen jetzt was wir zutun haben. Entfernen d die bereits lockere Kühlerkappe, kippen ungefähr 2 Liter Wasser von der freundlichen Kanadierin aus der Nachbarschaft in unseren Camper, lassen, die Kappe locker aufliegen und machen uns auf den Weg in die etwas nördliche von Victoria gelegenen Werkstatt KalTire. Brendan, der freundliche Mitarbeiter verspricht uns den Wagen so schnell wie möglich zu checken und verweist uns für die Wartezeit an die nächstgelegene Shopping Mall. Das wäre dann die 3. in 3 Tagen…. Nach gut 2,5 Stunden ist unser Wagen durchgecheckt, angeblich ist er in Ordnung und vermutlich war nur die Kappe nicht richtig geschlossen, so dass das Kühlwasser austreten und verdampfen konnte. Okay, für einen Besuch in Victoria reicht die Zeit nicht mehr, so dass wir uns einen Campingplatz etwas außerhalb suchen. Diesmal einer mit Dusche, was für ein Luxus.
Tag 8
Am nächsten Morgen steht ein weiterer Wicked Camper im „Slimerkleid“ neben uns. Schnell kommen wir mit den Bewohnen, dem deutschen Pärchen Lisa und Felix ins Gespräch. Sie sind bereits auf dem Rückweg ihrer Whistler, Banff, Lake Louise und Jasper Tour. Was für ein Glück, wir erhalten wertvolle Tipps, eine vergünstigte 2 Jahres Eintrittskarte für alle Nationalparks auf unser Tour zum Schnäppchenpreis von 100 $ und eine detaillierte Reiseplanung in Form einer 4 Din a 4 Seiten langen Excel Tabelle. Cool! Den ein oder anderen Tipp werden wir sicher unterwegs verfolgen. Gut gelaunt entscheiden wir uns für die Pacific Route über Port Renfew, Honeymoon Bay und Duncan. Vielleicht fahren wir dann im Anschluss noch mal nach Victoria runter.Wir fahren am wunderschönen Pacific entlang, steinige Steilküsten, wechseln sich mit Strandbuchten ab und immer wieder dichter Wald, durch den sich unsere Straße schlängelt. Das Wetter spielt mit, die Sonne scheint und zeigt uns Kanada von seiner schönsten Seite. Irgendwann stoppen wir und entdecken einen 2,5 km langen botanischen Rundweg am Meer und durch den Regenwald artigen Dschungel. Wunderschöne Waldpassagen wechseln sich wieder mit kleinen Buchten ab, an denen der Pazifik sich mal schäumend wild und mal ganz sanft und ruhig an die Küste schmiegt. Abgesehen von einem kurzen „Cool Down Stopp für unseren Camper, erreichen wir mit einer „volle pulle“ donnernden Heizung und geöffneten Fenstern Port Renfew, wo wir auf einer von Indianern geführten Campside unser Lager am Wasser aufschlagen. Überall an der Wasserkante qualmen kleine Feuer, Zeit für uns ein bisschen Treibholz zu sammeln und unser erstes eigenes Feuer anzufachen.
So verbringen wir den Abend gemütlich am Feuer mit Seeblick. Wunderbar!
Tag 9
Am Morgen des nächsten Tages hängt der Nebel tief über dem Wasser, wir verabschieden uns von diesem schönen Platz und wenden uns Nordwärts durch die Berge, Richtung Honeymoon Bay. Unser Camper kämpft sich tapfer die Berge rauf, doch nach einer Stunde kann er nicht mehr, ihm ist zu heiß und wir gönnen ihm eine Pause. Diese nutzen wie für einen erneuten Anruf bei Chris. Die nächste KalTire Station machen wir also in Duncan um hier unser Overheating Problem endgültig lösen zu lassen. Der Tag ist so gut wie gelaufen, wir belohnen uns mit saftigen Steaks vom Grill an unser Regenwald Campside in Qualicum und versuchen es erneut mit einem kleinen Feuer, der Wald ist jedoch so feucht und das Holz zu nass um ein Feuer in Gang zu bekommen.
Tag 10
Am nächsten Tag fahren wie mit unserem Gonzlimin weiter Richtung Tofino. Der Camper hält und in Ucluelet angekommen, berichten wir Chris freudestrahlend, dass unser Problem gefixt ist. Chris kommt uns entgegen und bietet uns nach kurzer Verhandlung 2 zusätzliche Tag als Entschädigung an. Ucluelet ist ein nettes kleines Städtchen mit kleinem Hafen und ein paar Geschäften an der Hauptstraße. Der Weg dorthin hat sich auf jeden Fall gelohnt. Entlang des Kennedy Lakes bei strahlendem Sonnenschein sind wir von den Ausblicken begeistert. Kurz bevor sich der Kennedy Lake in seiner vollen Schönheit zeigt, machen wir noch Halt bei der Big Cedar, einem kleinen Wald Trail entlang eines Flusses, von dem wir vermuten, dass er ein Ausläufer des Kennedy Lakes ist. Wieder finden wir uns in einem alten Wald wieder mit so vielen dicken wunderschönen Bäumen hinter denen sich der kristallklare Fluss durch sein Ufer schlängelt. Hier gefällt es uns richtig gut! Wir sind nahezu allein unterwegs. Ein Schild hat uns angehalten zu reden, damit sich die Bären, welche wir glücklicherweise nicht zu Gesicht bekommen nicht überrascht von uns fühlen. Also schlendern wir fröhlich plappernd durch das Waldstück und sind uns einig, dieser Stopp hat sich weitaus mehr gelohnt als die hoch angepriesene Cathedral Grove, die Touristenattraktion um die 800 Jahre alte Zeder welche wir noch am Morgen besucht hatten.
Am Nachmittag entscheiden wir uns nach längerer Suche für den Campingplatz Lost Shoe 8 km vor Ucluelet. Mit 28$ pro Nacht entspricht er am ehesten unserer Preisvorstellung. Wir erhalten einen Sonnenplatz und genießen den Rest des Tages die Wärme. Marius hackt Holz für’s abendliche Feuer und wir grillen am Abend unsere Würstchen Bavarian Style. So stellen sich also Kanadier deutsche Würstchen vor, lecker!
Während wir an unserem Feuer sitzen füllt es sich langsam, neben uns parkt ein deutsches Pärchen was sich schnell zu uns gesellt. Sibylle und Andreas sind bereits gute 4.000km durch Kanada gereist. Sie versorgen uns mit wertvollen Tipps und Hinwiesen für unsere Weiterreise. Doch nicht nur in Kanada kennen Sie sich aus, sie erzählen von Reisen nach Bolivien, Peru und Chile, na wenn das mal kein Zufall war. Wir verbringen einen schönen Abend zu viert am Feuer und freuen uns über diese nette Reisebekanntschaft.
Tag 11
Am nächsten Morgen laden Sie uns zu selbst gefangenem Räucherlachs ein. Er schmeckt phantastisch.
Nach einem ausgiebigen Frühstück und abenteuerlicher Dusche, trennen sich unsere Wege, wir machen uns auf den Weg zu unserem Tagesausflug nach Tofino und die beiden ziehen ihrer Wege, jedoch konnten wir uns des Verdachtes nicht erwehren, dass Andres gern noch geblieben wäre.
Tofino ist ein nettes Örtchen, recht alternativ und mit einem wunderschönen Ausblick auf das Meer und den vorgelagerten kleinen Inselchen. Wir schlendern bei schönem Wetter durch die zwei Straßen die Tofino ausmachen, entdecken eine neue Eissorte namens Tiger Tiger, Lakritz-Orangen Eis, sehr lecker und machen uns langsam wieder auf den Rückweg. Auf dem Weg nach Ucluelet sehen wir unseren ersten Weisskopfadler. Doch dies soll nicht das einzige wilde Tier in dieser Gegend sein, wie uns unser Platzwart Glenn am Abend noch erzählen wird. In Ucluelet angekommen entscheiden wir uns für den Lighthouseloop, ein nett angelegter Rundgang an der Küste entlang. Hier hatten Andreas und Sibylle am Tag zuvor noch Wale gesehen. Außer vielen Touristen und einer Heulboje sehen wir an diesem Tag nichts außergewöhnliches. Zurück an unserem Campingplatz erwartet uns jedoch eine Überraschung. Andreas und Sibylle sind zurück, nach einem schönen Tag am Strand haben sie sich doch entschieden noch eine Nacht zu bleiben. Die Freude ist groß und wir lassen den Tag mit sehr leckerem Essen, gemütlich und lustig am Feuer ausklingen. Eigentlich standen bei uns Ravioli auf dem Plan, doch die beiden haben leckeres Fleisch und Würstchen auf unserem Grill gezaubert. Begleitet von einem leckeren Salat und ein paar Dosen Bier könnten wir natürlich nicht nein sagen. An dieser Stelle noch einmal ein herzliches Dankeschön an Sibylle und Andreas die uns den Aufenthalt in Ucluelet so herrlich versüßt haben.
Jetzt hätte ich beinahe noch Glenn, unseren Platzwirt vergessen, der immer mal wieder mit ein paar Bierchen vorbei kam und unsere Runde mit lustigen Geschichten bereichert hat.
Tag 12
Am nächsten Morgen hieß es dann aber wirklich Abschied nehmen. Wir machen uns auf den Rückweg und rauschen gleich durch bis Nanaimo. Vielleicht erwischen wir ja noch eine Fähre zurück auf’s Festland….
Dachten wir, doch als wir gegen 15 Uhr in Nanaimo ankamen, bewaffnet mit 2 Kaffe und leckerem Süßkram, stellte sich raus, dass die Schlange zur Fähre unermesslich lang war. Logisch, an einem Sonntagabend, will jeder zurück. Also tranken wir unseren Kaffee am Hafen und entschieden hier einfach zu bleiben. Die 1. Fähre am nächsten Morgen ging um 6:20, na dann schauen wir doch mal ob wir diese erwischen.
Wir übernachteten in der Newcastle Ave. direkt am Hafen, sogar mit Dixiklos in Reichweite, was will man mehr. So eine schöne Aussicht hatten wir bisher noch nie.